Walk, Flow, Fly – Wenn das Gehen zur Meditation wird

photocredit: Christian Solf

Machu Picchu – Die Stadt über den Wolken

Die alte Inkastadt Machu Picchu liegt zwischen den Bergen Machu Picchu und Huayna Picchu und heißt übersetzt so viel wie Alter Gipfel. Der Weg vom Fuß des Berges erfolgt über eine Steintreppe und führt über ca. 1700 Stufen bis zur Stadt und weiteren 2585 Stufen bis zur Spitze von Machu Picchu Montaña. Von hier aus hat man einen wundervollen Ausblick über die Stadt und die Berggipfel, die von den Inkas als heilig empfunden und daher Apus genannt wurden. Ihre Gipfel ragen in alle vier Himmelsrichtungen in die Höhe.

Der frühe Vogel wurmt den Fänger

Der Wecker klingelt: 3:30 Uhr. Da diese Stadt die am meisten besuchte Attraktion Perus ist, rechne ich mit einem großen Andrang. Leider gab es eine Fehlinformation am Vortag und die Tore öffnen erst um 5 Uhr. Schade. Wir sind eine Stunde zu früh am Start. Schon um diese Uhrzeit tummeln sich bereits Menschenmassen in dem kleinen Ort Aguas Calientes am Fuße des Machu Picchus. Fängt ja schon gut an. Nach vielen Schlangen und mehr Passkontrollen als an amerikanischen Flughäfen, darf ich als Highlight auch noch meinen Wanderstock zurücklassen. Für mich persönlich viel zu viel Stress und Ärger für diese Uhrzeit. Die Kommerzialisierung von Machu Picchu lässt die anfängliche Euphorie verfliegen. Von der ganzen Magie der heiligen Berge spüre ich bisher leider wenig.

Magic is found in nature – Öffne die Augen und dein Herz

fotocredit: Christian Solf

In Machu Picchu angekommen, werden wir von dem sanften Licht der Morgensonne empfangen, die von einer weichen Wolkendecke verschleiert ist. Die ersten Eindrücke dieser geheimnisvollen Stadt und der heiligen Berge, die sie umgeben, haben doch etwas kraftvolles. Vielleicht liegt die Magie der Stadt genau in dieser Momentaufnahme?! Die Stadt ist eingehüllt in saftigen Grün, perfekt in die Formen des Berges eingebettet. Umgeben von wundervoll geschwungenen Berggipfeln, die das Gesamtbild abrunden. Hier ist die Verbindung von Mensch und Natur und von Himmel und Erde deutlich zu sehen.

Dennoch hängt immer noch ein wenig vom morgendlichen Ärger an mir und lässt mich schwer fühlen. Trotz Yoga ertappe ich mich immer wieder wie ich in solchen Endlosschleifen festhänge, mich im Kreis drehe und manche Dinge einfach nicht gut loslassen kann. Dadurch merke ich wie wenig ich den Augenblick genießen und das Schöne sehen kann, weil meine Aufmerksamkeit immer noch auf den Mangel gerichtet ist, statt auf die Fülle von dem, was gerade vor mir liegt.

Stairway to heaven – Wie wir Dinge hinter uns lassen können

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Da wir in einer Gruppe von Freunden unterwegs sind und jeder bekanntlicher Weise seinen eigenen Rhythmus und beim Wandern sein eigenes Tempo hat, entscheide ich mich auch meinem zu folgen. Da diese Wanderung zu 99,9 % aus Treppensteigen besteht, spüre ich, wie die Herausforderung ruft: 2585 Stufen bis zum Gipfel! Hey ho, let`s go!

Schon während der ersten Treppen spüre ich wie der angehaftete Ärger beginnt sich zu lösen. Irgendwie ist hier kein Raum dafür und auch kein Grund. Fokussiert steige ich die nassen und teilweise mit Moos bewachsenen Stufen hoch. Stufe für Stufe und Schritt für Schritt. In Verbindung mit meinem Atem beobachte ich, wie immer mehr Ruhe in den Geist tritt, wo vorher noch Ärger war. Umhüllt von kühlender, feuchter Luft und wunderschöner Natur folge ich dem Weg. Es gibt nur eine Richtung. Nach oben.

Je länger ich laufe, umso mehr lasse ich meinen Ärger los. Ich laufe nicht weg, aber der unnötige Ballast und der Ärger fallen einfach ab, weil mich diese Wanderung so absorbiert und in den Moment bringt! Das Laufen in der Natur erweist sich als Wundermittel. Die Kraft der Apus, ihre ruhende Schönheit und die zauberhafte Stille tragen mich durch diesen Prozess, entspannen meinen Geist und stärken mein Herz. So kann ich immer leichter werden, weiter aufsteigen und mich von der Natur, die mich umgibt, erfüllen lassen. Bis in meine Zellen hinein fühle ich mich verbunden und spüre wie das Leben in meinem Körper vibriert. Ich gehe Schritt für Schritt, Atemzug für Atemzug und von Moment zu Moment. In meinem Rhythmus, in meinem Tempo. Meine Brust pulsiert in perfekter Synchronität. Keine Vergangenheit, keine Zukunft, nur der Moment. Frieden. Freiheit.

Muchas gracias Apus – Danke für diese Erfahrung

apus-2-fileminimizerWährend ich diesen Text schreibe, fliege ich gerade über die gigantischen Anden, die ihre Schönheit in der Morgensonne ausbreiten.

Das Wichtigste, was ich in den Bergen und auf meiner Reise gelernt habe, ist, dass ich nicht von mir selber davon laufen kann. Ich kann Dinge zwar hinter mir lassen und wieder die Schönheit des Augenblickes genießen, aber ich kann nicht vor mir davon laufen. Ich kann auf die andere Seite der Welt reisen, aber ich habe mich immer dabei. Das heißt ich werde immer mit meinen Einstellungen, Glaubenssätzen und Schattenseiten konfrontiert. Doch ich habe verstanden, dass ich sie alle betrachten und hinterfragen kann. Sie annehmen und auch hinter mir lassen darf. Genau genommen kann ich alles loslassen, an dem ich festhalte. Die Kraft und die Magie der Natur ist uns da der beste Begleiter, den ich mir vorstellen kann. Die Natur unterstützt uns in unseren Prozessen, bringt uns wieder in die Verbindung, in den Einklang. Um diese Magie der Berge zur erfahren, musst du sie nur besteigen.

Als kleine Übung wenn du das nächste Mal gestresst bist, an etwas festhälst, was dir ein schlechtes Gefühl gibt oder dich ärgert:

Frag dich dann: Wer ist der, der festhält? Wer ist der, der sich ärgert?

Du wirst immer feststellen, dass du (dein Ego) derjenige bist, der den Dingen die Bedeutung verleiht, ihnen ihren Stellenwert gibt, sie analysiert und auch an ihnen anhaftet. Somit kannst auch nur du derjenige sein, der diese Dinge wiederum annimmt und loslässt. Das kann niemand anderes für dich tun.

STAY PURE AND ENJOY!

Paddy

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