Soultalk mit Sabrina Meyfeld von ZwischenRaum

Die Qual der Wahl: Wissen was wichtig ist

In dieser Welt voller Möglichkeiten und Lebensentwürfen wird es für die Generation Y immer schwerer sich zu entscheiden: Was will ich werden? Wie kann ich meine Berufung finden und meinem Leben einen Sinn geben? Welchen Beitrag möchte ich leisten, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen? Da vielen jungen Menschen mit einer Prise Willenskraft und Disziplin inzwischen fast jede Tür offen steht, und wir noch nie zuvor so offensichtlich über den Tellerrand schauen konnten, stehen wir als Ende Zwanzig Anfang Dreißig Jährige irgendwann vor der Qual der Wahl: Was mache ich bloß mit meinem Leben?

Zum Glück gibt es Projekte wie „ZwischenRaum„, die bewusst Räume zur Entschleunigung und Reflektion schaffen, um den wichtigen Fragen des Lebens wieder mehr auf den Grund zu gehen: Wer bin ich? Was kann ich und wie setze ich mein Vision in die Tat um, sind nur einige der Fragen mit denen sich die Teilnehmer von ImZwischenraum beschäftigen. In diesem Soultalk hab ich mir Sabrina Meyfeld mal geschnappt. Mega fasziniert bin ich von ihr und unglaublich dankbar sie als eine meine Inspirationen in meinem Leben zu Wissen. Dieses Jahr machen wir unser erstes gemeinsames Yoga und Coaching Retreat unter dem Motto:

„Empower yourself, and create from the heart“

Wie schön, dass du Zeit gefunden hast. Stelle dich vielleicht als erstes mal vor!

Mein Name ist Sabrina; ich habe eine Basis in Berlin, bin aber viel unterwegs und bewege mich zwischen den Welten. Stadt und Land, Festland und Meer, Business und Spiritualität, Gemeinschaft und Freiberuflerinnentum, Berlin und Sizilien, Unternehmen und Gemeinschaft.

Ich bin als Prozessbegleiterin für nachhaltige Innovations- und Transformationsprozesse, als Team- und Organisationsentwicklerin und Unternehmerin tätig. Ich habe 2012  das Sozialunternehmen ZwischenRaum, und 2016 das genossenschaftlich organisierte Innovationsprojekt „Wir bauen Zukunft“ mitgegründet – und darf in diesen Kontexten mentale und physische Räume für nachhaltigen Wandel gestalten.

Was treibt dich morgens aus dem Bett? Worein steckst du dein Herzblut?

Ich brenne für das Lernen, das Leben und Lebendigkeit. Für das Meer, Yoga, Tanzen. Für das große Ganze und die kleinen Details, Facetten, bunten Farben. Ich liebe inspirierende Gespräche und Begegnungen, Perspektivwechsel, Reisen, Kochen, Lesen – und die Möglichkeit, Menschen dabei zu unterstützen und zu begleiten, herauszufinden, wofür sie brennen.
Was mich morgens aus dem Bett treibt… – momentan das Quaken der Frösche, und die Sonne im VW Bus! Und meine Begeisterung dafür, neue Formate für Reflexion, Dialog, authentische Begegnungen, Kreativität und Transformation zu entwickeln. Und damit zu einer enkeltauglichen Zukunft beizutragen, in der Menschen und Organisationen bewusster, achtsamer, kreativer und innovativer mit sozialen, ökonomischen und ökologischen Ressourcen umgehen.

Was genau ist Coaching? Welche Methoden nutzt du und für wen eignet es sich?

Coaching ist für mich eine Möglichkeit die Perspektive zu wechseln und Potentiale zu erkunden und entdecken. Es ist eine Form der Prozessbegleitung, die Zusammenhänge, größere Themen, Muster und Möglichkeiten sichtbar macht. Es geht darum, mehr über mich und mein Tun zu lernen und das, was mir wesentlich ist, von dem abzugrenzen, was als Verlockung oder Muss von Außen an mich heran getragen wird. Coaching eignet sich für alle Menschen und Teams, die ihr volles Potential ausschöpfen, und ihre gesamte Kraft, Kreativität, und alle Kompetenzen und Möglichkeiten nutzen wollen.

Meine Arbeit ist von ganz unterschiedlichen Methoden, Ansätzen und Menschen inspiriert. U.a. habe ich Fortbildungen in the Art of Hosting, Radical Collaboration, Design Thinking, interkultureller Sensibilität, erfahrungsbasiertem Lernen und Element Yoga absolviert. Ich maßschneidere alle Sessions und Formate je nach Kontext, Mensch, Team.

Wie bist du zum Yoga gekommen und was gibt es dir?

Ich habe während des Studiums in Münster und Buenos Aires immer wieder neue Bewegungs- und Körperwahrnehmungsformen ausprobiert, und u.a. auch Yogakurse belegt. Seitdem ich in Berlin lebe, hat sich meine Yogapraxis intensiviert, 2016 habe ich eine 100-Std. Immersion absolviert – das hat mir die wunderbare Möglichkeit gegeben, mich angeleitet auch mit Philosophie und Anatomie auseinanderzusetzen. Yoga gibt mir Inspiration, Klarheit, Stärke und das Gefühl etwas Gutes für mich zu tun. Ich lerne kontinuierlich etwas Neues über mich und meinen Körper, erfahre Präsenz, Achtsamkeit und Transformation auf der Matte und im Alltag.

Deine größten Herausforderungen (körperliche, seelische, geistige) bisher und wie du sie ggf gemeistert hast? Welche Coaching Strategien haben dir dabei geholfen?

Früher hat es mich oft immens viel Kraft gekostet, „wichtige Entscheidungen“ klar zu treffen und mich im Dschungel der Möglichkeiten mit dem zu verbinden, was ich wirklich wirklich will.
Auf der körperlichen Ebene hatte ich in den letzten Monaten plötzlich eine Instabilität in einem Knie, und viele liebe Menschen um mich herum, die größeren gesundheitlichen Herausforderungen gegenüberstanden. 

In solchen Situationen hilft mir vor allem eine Haltung, die ich auch durch meine Tätigkeit als Prozessbegleiterin und Yoga-Schülerin kultiviert habe. Ich bin dankbar dafür, mich auf die Metaebene begeben zu können, die Verbindung zwischen den Dingen zu sehen, und gleichzeitig auch den jetzigen Moment für sich stehen zu lassen. Ich weiss, dass alles immer in Veränderung ist, und vertraue gleichzeitig, dass alles was geschieht, einen Sinn hat. Es fällt mir viel leichter, meine Bedürfnisse und Intuition zu spüren und daraus eine Klarheit zu entwickeln. 

Beschreibe mal ein typischer Tag in deinem Leben!

Ein typischer Tag ist inspirierend, neu, anders… startet aber häufig auf eine ähnliche Weise. Je nach Jahreszeit und Ort (Stadt – Land – Meer) gegen 6 oder 9 Uhr aufstehen. Durchatmen. Tee, Kaffee, Goldene Milch oder einen Shake zubereiten, eine kleine Morgenpraxis (Stretchen, Yoga, Tanzen). Je nach Ruhe, einen kurzen Text lesen oder gleich in Mails und Konzeptarbeit oder ein Gespräch mit dem ZwischenRaum-Team abtauchen. 
Und dann: Dinge tun, die ich liebe; Menschen treffen, die mich inspirieren, Orte besuchen, die mich berühren.

Beschreibe einen perfekten Tag in deinem Leben!

Ein typischer Tag halt ☺ !

Diese Welt braucht vor allem Macher, die die Dinge von denen sie Träumen in die Hand nehmen, um die Welt zu erschaffen in der wir leben wollen. Viele kreative Leute mit super guten Ideen haben Schwierigkeiten diese in die Tat umzusetzen. Wie wird man ein Macher und was braucht es dazu?

Ich tue mich mit dem Wort „Macher“ manchmal etwas schwer, weil Machen, wenn es zum Mantra erhoben wird, schnell in unreflektierten Aktionismus umschlagen kann. Für mich ist Machen, Tun, Aktives Gestalten nur dann sinnvoll, wenn es auf einer reflektierten, kreativen Haltung und Werten basiert und einer höheren Vision dient – nicht aber als Selbstzweck.

Und dann braucht es eine klare Intention, einen Willen, Entschlossenheit und Leichtigkeit. Offenheit und Neugier. Den Mut, Dinge auszuprobieren und die Fähigkeit, überall Möglichkeiten statt Hindernisse zu sehen.

Was stresst dich?

Menschen die größtenteils um sich selbst kreisen und nicht von ihrer Perspektive abstrahieren wollen oder können. Ebenso Menschen, die nicht gut mit sich sein oder „bei sich bleiben“ können. 

Höher, schneller, weiter als Mantra. Mittlerweile bin ich auch in solchen Kontexten aber relativ ruhig – oder ich verlasse sie direkt. 

Entschleunigung ist die Message eurer ZwischenRaum-Projekte! Warum ist es deiner Meinung nach gerade jetzt so wichtig mal zur Ruhe zu kommen, um nach innen zu gehen und welche Entschleunigungsstrategien helfen dir persönlich im Großstadtalltag?

Unsere Welt ist von einer hohen Komplexität und Geschwindigkeit geprägt, für viele von uns auch von vielen Freiheiten und Wahlmöglichkeiten und der Notwendigkeit, ständig Entscheidungen zu treffen. In diesem Lichte wird es immer wichtiger, innenzuhalten und aktiv zuzuhören – nach innen, aber auch in Dialogen und Gruppenprozessen. Dabei geht es nicht um Langsamkeit an sich; punktuell verlangsamen können hilft aber, ganz bewusst jede Facette wahrzunehmen – und nicht nur die ersten Gedanken und Impulse die kommen. Die sind nämlich oft von alten Mustern und Erfahrungen aus der Vergangenheit geprägt und entsprechen vielleicht gar nicht dem, was gerade präsent ist. Wenn es uns gelingt, Momente der Ruhe und Stille zu schaffen und diese zu bewahren, können wir mit einer viel größeren Klarheit und Kreativität in Beruf und Alltag gestalten.

Mit unseren Formaten trainieren wir diese Haltung und Perspektive, damit jede*r sich ZwischenRäume schaffen kann.

Du bist aus Italien. Während wir Deutschen häufig mit „german efficiency“ beschrieben werden, scheinen viele Südeuropäer Dolce Vita mäßig die Kunst des genussvollen Lebens zu beherrschen. Was könnten wir von den Italienern lernen?

Ich bin in Deutschland aufgewachsen, habe aber jedes Jahr mehrere Wochen bis Monate auf Sizilien verbracht. Ich liebe und schätze die Einflüsse von beiden Kontexten. Was mich in Italien inspiriert, ist definitiv die Selbstverständlichkeit, mit der ein Auto in der zweiten Reihe geparkt wird, um zu jeder Tagszeit einen guten Espresso zu geniessen und mit ein paar Menschen in Interaktion zu treten.

Welchen Traum willst du dir unbedingt noch erfüllen?

Ein kleines Häuschen am Meer und ein Projekt mit meiner Mama und Schwester umsetzen. Und mit anderen lieben Menschen um mich herum. Das sind aber mehr klare Intentionen als diffuse Träume ☺ 

Dein Lebensmotto:

Es gibt nicht „das eine Motto“. Ich möchte mir treu bleiben und offen und neugierig sein. Mich inspirieren immer neue Erkenntnisse! Einer der Sätze, die mich mal sehr inspiriert haben, ist:

„Wer will, findet Wege, wer nicht will, findet Gründe.“

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