Der Herbst ist eine der großartigsten Jahreszeiten, denn er lehrt uns die Kunst des Loslassens. Oder hast du schon mal einen Herbst erlebt, bei dem die Natur an ihrer Blätter und Blütenpracht festgehalten hätte? Genau dieses Loslassen fällt uns aber so unglaublich schwer und viel zu oft halten wir an Dingen, Vorstellungen alten Strukturen, Glaubenssätzen, Verhaltensweisen und Beziehungen fest, die uns gar nicht (mehr) gut tun.
In den letzten Wochen bin ich wunderbaren, inspirierenden, schönen und starken Frauen begegnet, die trotz ihrer Einzigartigkeit und ihrer Begabungen, genauso wie ich viel zu oft an sich zweifeln. Wieso glauben wir immer noch, wir wären noch nicht schön, klug, schlank oder erfolgreich genug in dem was wir tun?
Immer noch nicht gut genug?!
Wir werden mit einem natürlichen Selbstwertgefühl geboren. Wir glauben, dass wir wertvoll, liebenswert, schön und schlichtweg GENUG sind. Das wir es wert sind angeschaut und bewundert zu werden und wir alles erreichen können. Scheitern ist für uns ein Fremdwort. Obwohl wir ständig hinfallen, wenn wir als Kleinkinder das erste Mal versuchen zu laufen, machen wir unbeeindruckt weiter, bis wir irgendwann selbstsicher und fest mit beiden Beinen auf dem Boden stehen. Kein Zweifel blockt uns bei diesem Prozess. Wir können noch gar nicht ans Scheitern denken, darum scheitern wir auch nicht.
Selbstbild vs. Fremdbild
Alles läuft gut, bis unser Selbstbild von dem durch Mangel geprägten Fremdbild unseres Umfelds gestört wird und wir den Kontakt zu unserer eigentlichen Essenz verlieren. Wir fangen an uns mit Äußerlichkeiten, unserem Körper, unserem Umfeld, mit Dingen oder mit unserem beruflichen Erfolg zu identifizieren. Plötzlich hängt unser Selbstwertgefühl davon ab, ob wir äußerlich dem Schönheitsideal oder der Norm der Gesellschaft entsprechen, ob wir erfolgreich sind und andere Leute uns bewundern. Andere Menschen fragen uns als Kinder ständig, „Was willst du werden, wenn du groß bist?“ als ob wir jetzt, so wie wir sind noch NICHTS seien. Je mehr wir diese sogenannte Persönlichkeit entwickeln, umso mehr entfernen wir uns meistens von diesem inneren Gewahrsein und somit von unserer eigentlichen formlosen Essenz.
Die Stimme im Kopf

photocredit: Sharina Mae Agellon @unsplash
Mit der Zeit fangen wir an uns mit dieser subtileren von außen induzierten Stimme im Kopf zu identifizieren und plötzlich werden diese Gedanken zu UNSEREN Glaubenssätzen. Wir fangen an, uns Gedanken zu machen, was einmal aus uns werden wird und sind davon überzeugt, das unser Glück und Selbstwertgefühl vom äußeren Erfolg abhängig ist. Stress, Leistungsdruck und ein unterschwelliger Mangel, noch immer nicht gut genug zu sein, treibt uns in diese Leistungspirale, der wir irgendwann erliegen müssen, weil jeder Meilenstein den wir erreichen, weitere „Ziele“ eröffnet. Wir kommen aus dieser Dynamik nicht raus, egal ob wir Lady Gaga oder Brad Pitt sind und unser Publikum uns feiert und liebt, solange wir dieser Stimme im Kopf, die auch als innerer Antreiber oder Kritiker fungiert, glauben, kommen wir nie wirklich ganz bei uns SELBST an.
wie ein Fass ohne Boden
Je länger wir etwas glauben und fühlen, umso tiefer verwurzelt ist so ein Glaubenssatz (Check mal den Mindfulness Beitrag, falls dich das Interessiert). Mit der Zeit werden unsere Glaubenssätze unbewusst und bestimmt unser Handeln und somit unsere Gewohnheiten. Wir trauen uns nicht mehr so zu sein wie wir wirklich sind, haben Angst zu scheitern, uns zu blamieren oder verurteilt zu werden. Unser inneres Empfinden hängt mehr und mehr von äußeren Faktoren ab. Ständig versuchen wir diesen inneren Mangel durch Schokolade, Klamotten, Liebesbeziehungen, oder durch unsere berufliche Karriere zu kompensieren. Uns selbst durch äußere Dinge zu füllen, aber nicht mal die Wertschätzung und Bestätigung unserer Liebsten reicht aus, um dieses Gefühl der Leere dauerhaft zu kompensieren. Wir sind wie ein bodenloses Fass. All die „Likes & Loves“ unserer Außenwelt erfüllen uns wenn überhaupt nur für einen kurzen Augenblick. Aber ohne Anbindung an den gegenwärtigen Augenblick und dem festen Boden unter uns haben wir nie das Gefühl der wahrhaften Erfüllung. Wir haben uns in der Welt der sich ständig verändernden Erscheinungen verloren.
Wie kommen wir da raus?

photocredit: Jared Rice @unsplash
Der einzige Weg aus dieser Gefangenschaft des Denkens auszutreten, besteht darin, sich von negativen Glaubenssätzen und Gedanken zu lösen. Freiheit bedeutet, zu erkennen, dass wir uns entscheiden können, all das was wir glauben zu sein, nicht mehr glauben zu müssen. Wann auch immer unangenehme Gefühle und Gedanken des Mangels auftauchen, stell dir folgende Fragen!
1. Ist das was du glaubst wirklich wahr?
2. Kannst du 100 % sicher sein, dass das was du glaubst wirklich wahr ist?
Das Ego ist so gerissen, es kann für jeden Standpunkt „Beweise“ liefern. Probiere es selbst aus.
Schreibe einen Glaubenssatz auf!
Mache eine Liste mit allen Beweisen, die diesen Glaubenssatz unterstützen!
Dann stell dir vor, du würdest genau das Gegenteil glauben und mache eine Liste, die den gegenteiligen Glaubenssatz unterstützt.
Du wirst feststellen, dass jeder Glaubenssatz immer nur eine Perspektive ist, die du einnimmst, und dein Ego je nach Präferenz dir die Beweise liefern wird, die deinen Glaubenssatz bestätigen! Da unser analytischer Verstand eher unser Überleben als unser Wohlgefühl im Fokus hat, ist unser Denken auf Probleme und Bedrohungen gerichtet, und seltener auf die guten und wohltuenden Aspekte unseres Daseins. Für unser physisches Überleben war das früher essenziell. Die Natur des Verstandes ist daher eher problem- statt lösungsorientiert und ohne gewisses Training erliegen wir seinen Zwängen.
Gefühle sind per se nicht gut oder schlecht!
Unsere Reaktion auf die Gefühle gibt ihnen erst diese positive oder negative Bewertung. Anstatt gewisse Gefühle willkommen zu heißen und andere abzulehnen oder sogar zu unterdrücken, probier sie mal wertfreier zu betrachten, mit einer inneren Einstellung der Neugier. Frag dich einfach mal selbst: Liebe Trauer, was willst du mir sagen? Liebe Wut was willst du mir zeigen? Unsere Gefühle sind ein absoluter Segen und Wegweiser, sie sind unser inneres Navigationssystem.
Gefühle sind wie ein inneres Navigationssystem!
Jeder Gedanke und Glaubenssatz über uns der sich nicht gut anfühlt, ist schlichtweg auch nicht wirklich wahr. Er fühlt sich schlecht an, weil unser kleines Ich (Ego) etwas glaubt, was nicht mit unserer Essenz (Selbst) im Einklang ist. Gefühle sind unser inneres Navigationssystem. Je besser wir uns fühlen, umso mehr stimmt das was wir (über uns oder andere) denken und glauben, mit unserem wahren Selbst überein. Jedes Mal wenn wir uns schlecht fühlen, weil wir einem Mangelgedanken Aufmerksamkeit schenken, zeigt uns unser Selbst, dass wir nicht im Einklang mit der größeren Wahrheit sind. Wir können unseren negativen Gefühlen sogar dankbar sein, denn sie sind ein Beweis dafür, dass unser Navigationsgerät funktioniert und es an der Zeit ist unser Denken zu verändern. Diesem Mangel-Shit-Storm des Egos weiter zuzuhören, ist genauso wahnsinnig, als würdest du deine Hand auf einer heißen Herdplatte liegen lassen. Also hör auf damit und lass los!
„There is no way out but IN!“
Sobald wir unsere Glaubenssätze und Konditionierungen durchschauen und uns bewusst durch Achtsamkeit von ihnen distanzieren, umso leichter fällt es uns sie aufzulösen und unsere Aufmerksamkeit eine Schicht tiefer nach innen zu richten. Beobachte das Gewahrschein, was die Gedanken und Empfindungen wahrnimmt. Alles sind fluktuative Erscheinungen und Projektionen, die auf der Bildfläche des Bewusstseins auftauchen und die wir fälschlicher Weise für unser Selbst halten. Je mehr wir das Bewusstsein, das all dies wahrnimmt, wahrnehmen, umso mehr tauchen wir eine Schicht tiefer in die Stille und in die Tiefen unserer Essenz ein. Hier sind wir nicht mehr identifiziert mit den Gefühlen und Gedanken und somit Opfer der Umstände, sondern nehmen die Position des Beobachters ein, der all diese Regungen des Geistes betrachtet.
“If you quiet the mind, the soul will speak.” – Ma Jaya Sati Bhagavati
Je mehr wir alle falschen Identifikationen loslassen, umso mehr zieht „es“ uns zurück in diese wahre Wesensidentität, in der wir mit jeder Zelle unseres Seins spüren können, dass wir ein Teil von etwas unglaublich wertvollem und liebevollem Ganzen sind. Diese innere Anbindung an unser „wahres Wesen“ gibt uns auf natürliche Weise unser innewohnendes Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein zurück, das wir im Grunde nie wirklich verloren haben. Wie ein Zuschauer sich in die Handlungen des Dramas, der Tragödie, der Komödie oder des Abenteuerfilms verliert, verlieren wir uns für eine Weile im Film unseres Lebens, bis wir uns zurück lehnen, beobachten und erkennen, dass wir nicht nur der Hauptdarsteller, sondern zeitgleich auch Zuschauer, Regisseur und Film zugleich sind.
Letting go to let love in

photocredit: Jon Flobrant @unsplash
Je mehr wir all diese falschen Identitätsschichten abstreifen und loslassen, umso transparenter werden wir für unsere Essenz (das Licht & die Liebe), die uns schon immer innewohnt. Schau in die Augen, von einem kleinen Baby oder einem Weisen und vielleicht spürst du für einen kleinen Augenblick in der Reflexion des anderen dieses Licht und diese Liebe in dir. Je tiefer wir nach innen schauen, umso mehr tauchen wir in dieses Mysterium namens Leben ein, für das es keine Worte mehr gibt, weil es das, was der Verstand begreifen kann, überschreitet. Denn da wo unsere Essenz spürbar wird, da gibt es kein ICH oder DU mehr, kein hier und kein dort, kein jetzt und kein gleich. Da ist plötzlich und gleichzeitig schon immer alles vereint als ewiges unendliches Potenzial, als ein Gewebe des Seins, das uns allen innewohnt, uns durchflutet und umhüllt.
Todos un corazon! Todos un vision!
ENJOY
Ela
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