Während ich im März 2020 für vier Tage und Nächte in der Bergen von Zuracpampa, in den Anden von Ecuador saß und meine erste Visionssuche machte, hatte ich eine Menge Zeit über die wichtigsten Dinge des Lebens „nachzudenken“. Um ehrlich zu sein kam die Idee zu diesem Beitrag nicht wirklich durch intellektuelle Bemühung oder rationale Analyse. Vielmehr kam der gesamte Inhalt dieses Textes wie ein Download innerhalb weniger Minuten in mein System, um mich wach zu rütteln. Wach zu rütteln von meinen vergeblichen Bemühungen des Suchens und Findens der Liebe. Wach zu rütteln von meiner romantischen Vorstellung einer komplett erfüllenden menschlichen Liebesbeziehung. Wach zu rütteln von all der Illusion, dass es da draußen in der Welt den einen Menschen gibt, der mich endlich vervollständigt und meinem Leben Sinn gibt.

Obwohl ich rational gesehen schon lange nicht mehr an diese Hollywoodversion der Liebe glaubte, ertappte ich mich immer wieder dabei, wie mein emotionales System sich nach dieser romantischen Liebe sehnte und mich immer wieder in Situationen brachte, die mich desillusionierten. Daher hatte ich mir 2020 vorgenommen, in die wichtigste Liebesbeziehung meines Lebens zu investieren. In die Beziehung zu meinem innersten Selbst, meiner Essenz.
Menschliche Liebe –
50/50
Ein guter Freund brachte mich vor einigen Monaten auf folgenden Gedanken. Damit eine Liebesbeziehung funktioniert, müssen beide Seiten 50% in die Beziehung investieren.
Nehmen wir mal an jeder Mensch ist eine Insel und will mit einem anderen Menschen/einer anderen Insel in Beziehung treten, dann müssen beide Seiten über eine Brücke miteinander in Verbindung treten. Damit das aber ausgeglichen und harmonisch funktioniert, muss jede Brücke zu 50% in der eigenen Insel sein Fundament verankern. Die anderen 50% der Brücke reichen dann zur anderen Insel rüber, bis sich beide in der Mitte treffen. Übertragen auf den Menschen bedeutet das, dass beide Seiten immer gleich viel Zeit, Liebe, Aufmerksamkeit & Energie in die Beziehung investieren. Selbst wenn es vielleicht am Anfang einer Beziehung den Anschein macht, dass beide gleich viel geben und empfangen, so ist die menschliche Liebesbeziehung keine statische starre Geschichte, sondern ständig in Dynamik, so wie alle lebendigen Systeme.
20/80
Was passiert nämlich wenn (plötzlich) einer der beiden nur 20% geben kann oder will und 80% seiner Energie auf seiner eigenen Insel verankert? Gründe dafür gibt es viele. Weil er/sie z.B. Angst hat verletzt zu werden? Nie gelernt hat sich zu öffnen und verletzlich zu zeigen? Oder schlichtweg narzisstisch veranlagt ist und es gar nicht wirklich um die Beziehung zum anderen geht, sondern schlechtweg immer nur, um das Aufpolieren des eigenen Egos? In diesem Fall zieht so jemand einen Menschen an, der bereit ist, z.B. wie in diesem Fall 80% seiner Energie zu geben, um in Beziehung zu treten und in Beziehung zu bleiben. Dieser „natural giver“ Typ generiert sein eigenes Selbstwertgefühl häufig durch die Beziehung zum anderen, hält sich selbst für minderwertig und glaubt bewusst oder unbewusst sowieso nur 20% zu verdienen.
Liebes-Reality-Check

Ich habe mich in all diesen Szenarien schon mal wiedergefunden. Nicht bereit mich wirklich auf den anderen einzulassen, habe ich 20% gegeben und 80% meiner Energie in mir selbst verankert und wenn ich hier vom selbst spreche meine ich mein oberflächliches kleines selbst, sprich mein Ego. Aber auch die andere Seite des „Natural givers“ durfte ich spüren, und war bereit den anderen mit meiner Zeit, Energie und Aufmerksamkeit zu überhäufen, obwohl wenig zurück kam. In diesem Fall spürte ich in mir neben der Enttäuschung auch eine innere Wut, die nicht mal auf den anderen sondern schlichtweg auf mich selbst gerichtet war. Wieso war ich bereit meine Zeit, Liebe und Energie in einen Menschen zu investieren, der gar nicht bereit war diese wirklich wertzuschätzen oder gar anzunehmen? Vor allem wieso war ich bereit so viel meiner Lebensenergie nach außen zu richten, anstatt mich selbst zu nähren? Selbst die 50/50 Variante fühlte sich nach einem Tauschgeschäft und nach einem ewigen Kompromiss an, in dem weder ich noch der andere wirklich wir selbst waren.
No man is an Island
„No man is an island of this I know
Ben Howard – Black Flies
But can’t you see, or
Or maybe you were the ocean
When I was just a ston.e“
Als ich da also 4 Tage ohne Wasser Nahrung und Schutz dem Leben selbst ausgeliefert war, spürte ich irgendwann in mir diese Verbundenheit mit allem, was da war. Ich spürte den Herzschlag der Erde unter meinem Körper. Ich nahm wahr, wie all die Wolken, um mich herum ständig meine Gedanken und Gefühle in ihrer Form widerspiegelten. Ich wusste, dass mich meine Nachbarin, die Tarantel telepathisch verstand, als ich ihr in der ersten Nacht nach einer Ewigkeit der Starre (sowohl ich als auch sie erstarrten, als wir uns entdecken), mental sagte, dass ich noch vier Tage und Nächte hier sitzen würde, und sie bat einfach umzudrehen, um nach Hause zu gehen. Zum Glück saß ich nicht auf ihrem zu Hause und unmittelbar nachdem ich diesen letzten Gedanken im Geiste ausgesprochen hatte, löste sich ihre Starre, sie entfaltete ihre haarigen Beine, drehte um, und kam nicht wieder.
Am dritten und vierten Abend dachte ich, ich müsste die Visionssuche abbrechen. Ich fühlte einen so starkes Verlangen nach Wasser, mein Unterleib schmerzte und mein ganzer Körper fand auf dem harten Boden der Tatsachen nicht in den Schlaf. Ich wusste, dass ich die Visionssuche nur tagsüber abbrechen durfte, weil die Gefahr nachts zu groß war mich zu verlaufen. Ich nutzte also die Nächte und betete, betete das die Wolken mir über meine Haut Wasser zukommen ließen, betete, dass die kosmische Kraft mir meine Schmerzen nahm, und bat den großen Geist endlich in den Schlaf zu finden. Fest entschlossen die Visionssuche am nächsten Tag abzubrechen, wachte ich morgens voller Energie und Kraft auf. Da war weder Schmerz, noch Durst, noch Schwäche und so beendete ich die vollen vier Tage und Nächte.
In diesen Tagen des vollkommenden im Moment Seins spürte ich, dass ich nicht nur dieser Körper war, sondern Teil von diesem großen Ganzen. Warum ich das hier teile? Weil ich in dieser Zeit verstand und fühlte, dass wir keine Inseln sind, sondern der ganze Ozean.
The Ocean of Love

Was würde passieren, wenn jeder einzelne von uns 100% seiner/ihrer Zeit, Energie und Aufmerksamkeit in unser eigenes Selbst investieren würde? Was wäre, wenn wir beginnen würden unserer eigenen Insel auf den Grund zu gehen? Wir würden alle irgendwann im Ozean landen und spüren, dass wir nicht mal Brücken brauchen, um in Beziehung zu treten, weil wir verankert im unendlichen Ozean sowieso schon alle verbunden sind.
Wir sind nicht nur Teil des Ozeans, sondern der gesamte Ozean selbst. Wenn ich mir also in jedem Moment meines Lebens bewusst wäre, dass ich nicht die Insel (der Körper, das Ego und die Geschichte, die ich mir über mich selbst erzähle) bin, sondern der gesamte Ozean (das eigentliche SELBST, die göttliche Essenz, die Liebe, das Leben und eben Alles was ist), …
…wie würde ich mir selbst und anderen begegnen?
- Definitiv wäre ich liebevoller, ehrlicher, offener, respektvoller und rücksichtsvoller mir selbst und dem anderen gegenüber. Ich wäre sogar vergebender und nachsichtiger, wenn ich oder der andere für einen Moment vergessen hätten, dass wir in Wahrheit nicht die Insel (unser Ego) sondern der gesamte Ozean der Liebe (unsere Essenz) sind.
- Ich könnte aus einer inneren Fülle heraus dem anderen begegnen und geben, ohne irgendetwas von ihm/von ihr zu brauchen. Ich würde niemanden mehr besitzen wollen, weil ich keine Angst mehr hätte jemanden zu verlieren.
- Ich würde meiner eigenen Essenz mit Liebe und meiner ungeteilten Aufmerksamkeit begegnen und bedachter entscheiden, mit wem ich meine Energie, Zeit und Aufmerksamkeit teile.
- Ich würde in jedem Moment der Begegnung immer wieder versuchen, aus der Perspektive der Liebe und Einheit die Erfahrungen, die ich mache, zu betrachten und präsent und gegenwärtig sein, um diese innere Verbundenheit zum Anderen wahrzunehmen.
- Ich wäre nicht mehr in der Perspektive der Dualität von Ich und Du, sondern schlichtweg das Fließen der Liebe und des Lebens selbst.
Die wichtigste Beziehung unseres Lebens – Heaven is Earth

Diese spannende Zeit, die wir global und kollektiv gerade erleben, macht es uns noch bewusster, dass nichts außerhalb von uns uns wirklich Stabilität und Sicherheit geben kann. Die wichtigste Beziehung, in die wir gerade investieren dürfen, ist die Beziehung zu unserem innersten Selbst. Verbunden mit dieser Essenz, die uns aus dem Traum des Getrenntseins aufweckt, finden wir wahren Schutz, wahre Erfüllung, wahre innere Führung und Geborgenheit. Je mehr wir kollektiv in dieser innersten Essenz, in den Ozean der Liebe eintauchen, umso leichter wird es uns fallen uns zu erinnern und zu erkennen, was wir eigentlich sind und warum wir uns entschieden haben, in diesen besonderen Zeiten auf dieser Erde zu sein. Je mehr von uns sich in dieser innersten Essenz verankern und die Liebe, die wir sind, verkörpern, umso eher werden wir diesen Himmel auf Erden auch in unserer äußeren Wirklichkeit erkennen und erschaffen. Wir sind hier, um gemeinsam mit der gesamten Schöpfung das Paradies zurück auf die Erde zu bringen. Wir sind die, auf die wir gewartet haben!
Todos un corazón, todos un vision
We are LOVE
Ella