Die fünf Elemente auch Maha Bhutas genannt, sind das Fundament des gesamten physischen Universums. Alles im Universum entsteht aus dem Zusammenspiel der fünf Elemente Erde, Wasser, Feuer, Luft und Äther. Je mehr wir die Gesetze der Natur und ihre Beschaffenheit verstehen, umso mehr können wir dieses Wissen in unserer individuellen Yogapraxis und in unser Leben integrieren. Hier ein kurzer Überblick über das Element Luft, seine Eigenschaften und wie du dieses Element in deiner Yogapraxis stärken kannst.
Luft
Luft ist das vierte Element der fünf Mahabuthas. Im Ayurveda wird Luft auch als Vayu (Wind) bezeichnet. Dieses Element ist für uns zwar direkt nicht sichtbar, aber dennoch durch die visuellen, auditiven und taktilen Sinne wahrnehmbar. Wir können den Wind in den Ästen sehen, sein Rauschen hören und ihn auf unserer Haut spüren. Luft steht für Leichtigkeit, Bewegung und Ausdehnung. In diesem Element ist unser Geist und unser Verstand zu Hause.
Was das Luftelement mit uns macht
Das Luftelement gibt uns Rhythmus, Mobilität und ein Gefühl von geistiger Offenheit. Dieses Element tritt mit unserem Atem und der Zirkulation von Prana, der Lebensenergie die durch den gesamten Körper fließt, in Erscheinung. Der Atem bildet die lebenswichtigste Grundlage, denn ohne Atem gibt es kein Leben. Er verbindet den Geist mit dem Körper, das Innen und das Außen. Somit befinden wir uns in einem ständigen Austausch mit unserer Umwelt. Auf der subtileren Ebene steht Luft für die tieferen Aspekte unseres Bewusstseins. Es ermöglicht uns Entscheidungen zu treffen, die nicht auf eingeprägte Verhaltens- und Wertemuster beruhen, sondern einer inneren Weisheit entspringen. Luft kann uns helfen Anmut und Selbsterkenntnis zu erfahren und uns ein Gefühl der geistigen und körperlichen Offenheit geben. Wenn wir zu viel Luft in uns tragen, fehlt uns der klare Fokus, wir neigen zu Tagträumereien und schweben über den Dingen. Zu wenig Luft hingegen führt zu Unbeweglichkeit, Ideenlosigkeit und Isolation. Das Luftelement schafft genügend Raum im Körper und Geist und unterstützt den transformierenden Aspekt des Feuerelements.
Das Luftelement im Alltag
Hast du Lust das Luftelement mehr in deinen Alltag zu bringen? Diese Fragen können dir dabei helfen. Nehme dir Zeit und lass sie auf dich wirken.
Luft in der Yogapraxis
Wenn wir Yoga praktizieren findet sich das Luftelement in unserem Atem wieder. Der Atem steht in vielen Yogatraditionen im Vordergrund. Er verbindet sowohl den Körper mit dem Geist als auch das Innen mit dem Außen.
1. Der Atem im Yoga
Der Atem ist der Schlüssel, der uns durch die gesamte Praxis trägt. Er hilft uns die Asanas zu verfeinern und Raum in verschiedenste Bereiche unseres Körpers zu bringen. Der Atem zeigt sich in der Kontraktion und der Expansion der Lunge, der Muskeln, des faszialen Gewebes und der Gelenke. Beispielsweise können wir den Raum zwischen den einzelnen Wirbelkörpern erhöhen, indem wir mit Hilfe des Atems und der Muskelkraft unsere Wirbelsäule aufrichten und verlängern. Durch den Atem lernen wir aufmerksam, ruhig und fokussiert durch die Yogasequenz zu fließen und selbst kraftvolle Asanas mühelos auszuführen. Mit Hilfe des Atems können Körper und Geist zur Ruhe kommen. Daher führt uns das Luftelement auf der Reise nach Innen und schenkt sowohl dem Körper als auch dem Geist den Raum und die Freiheit die sie brauchen.
2. Pranayama – Die Kontrolle und Ausdehnung des Atems
Um Bewusstsein für den Atem zu entwickeln, sind Pranayamas also Atemtechniken ein wertvoller Weg. Der Atem kann verlängert, zurückgehalten oder auch verkürzt werden. Die Atemtechniken erfordern immer einen fokussierten Geist und klares Bewusstsein für die Führung des Atems. Eine regelmäßige Praxis ermöglicht uns die feinstöfflichen, subtilen Kanäle unseres Körpers zu öffnen und die energetischen Wege zu reinigen, damit die Lebensenergie gut fließen kann. Die regelmäßige Ausübung von Pranayama führt zu positiven Veränderungen auf psychologischer, physischer, neuronaler und zerebraler Ebene. Pranayamas beruhigen dabei nicht nur den Geist und schaffen mehr Klarheit, sie steigern auch die Erinnerungsfähigkeit sowie die Willenskraft, Kreativität und Imagination. Beispiele für Pranayamas sind Kapalabhati, Bhastrika, Ujjayi und Anuloma Viloma.
3. Vayus
In der yogischen Anatomie wird der feinstöfflich-ätherische Körper durch Vayus (Lebenswinde) gespeist. Die Winde durchfluten den gesamten Menschen und erzeugen durch ihr harmonisches Zusammenspiel Vitalität und Gesundheit. Jeder Vayu gibt eine eigene Fließrichtung vor, in die Prana wirkt. Es gibt unzählige Vayus im Körper, die unterschiedliche Funktionen haben. Hier die zwei wichtigsten Vayus, die mit der Atmung direkt zusammenhängen.
- Prana Vayu liegt in der Brustregion und bewegt sich nach oben. Er reguliert den Prozess der Einatmung und gewährleistet die Vitalfunktionen des Körpers, sowie sämtliche empfangende Prozesse von außen nach innen wie Nahrung, Schlucken und Sinneseindrücke.
- Apâna Vayu liegt unterhalb des Bauchnabels und ist eine nach unten fließende Energie. Er regelt alle abwärts gerichteten Prozesse wie Stuhl, Urin, Menstruation aber auch die Ausatmung.
4. Die Bedeutung von Rückbeugen für das Luftelement
Anatomisch gesehen wird die Brustwirbelsäule nach hinten gestreckt. Physiologisch betrachtet kräftigen Rückbeugen den Rücken und dehnen die Körpervorderseite, sowie die Oberschenkelvorderseite, die Leisten, aber auch die Brust- und Zwischenrippenmuskulatur. Dadurch weiten sie den Brustkorb und schaffen mehr Raum für die Lungen. Auf einer emotionalen und energetischen Ebene können auch festsitzende emotionale Themen wie Ärger, Trauer, Ängste aber auch Freude und Vertrauen zum Vorschein kommen. Rückbeugen wirken daher auch auf den seelischen Teil des Menschen. Sie helfen uns dabei diese freiwerdenden Emotionen zu beobachten, sie anzunehmen und dann loszulassen.
Asanas für das Luftelement
Bhujangasana – Kobra
Shalabasana – Heuschrecke
Urdhva Mukha Shvanasana – Heraufschauender Hund
Dhanurasana – Bogen-Position
Ardha Urdhva Dhanurasana – Halbe-nach-oben-gerichtete-Bogen-Position
Urdhva Dhanurasana – Nach-oben-gerichtete-Bogen-Position
Matsyasana – Fisch